Der Abel Tasman Coastal Walk ist auch einer der Great Walks Neuseelands und zählt zu den Topempfehlungen unter Travellern. Wegen dieser Beliebtheit und meiner Reisezeit (Hochsaison) war es dann, als Lisa & ich endlich wussten, wann wir im Norden angekommen würden, äußerst schwer den eigentlich 60 km langen, über 3-5 Tage dauernden Coastal Walk, geschweige denn den Inland Track mittels Hütten und Campsite zu durchwandern, da diese weit im Voraus ausgebucht waren.
Also entschieden wir uns das Ganze etwas anders aufzuziehen: am ersten Tag planten wir den nördlichen Loop und am zweiten Tag eine Kayaktour mit Wanderrückweg im Süden. Auf diese Weise sehen wir auch einige der schönen Strände, vom Landweg als auch vom Wasser aus!
Für den Loop campten wir in einer privaten Campsite in Wainui. Hier waren maximal sechs Gäste erlaubt, was alles sehr familiär gemacht hat – v.a. das Marshmallowrösten über dem campeigenen Kamin und das eisgekühlte Bierchen. Ebenfalls eine Abwechslung zu bisherigen Plumpstoiletten war die quasi geruchsfreie Sägespähntoilette, bei der man nach seiner Sitzung einfach frische Sägespähne über die Beweise leert 😉
Den Loop begannen wir hochmotiviert in aller Frühe. Nach wenigen Minuten Fahrt waren wir auch schon am offiziellen Startpunkt angekommen:
Von hier schraubte sich eine Feldwegserpentine den Berg hoch, bis wir irgendwann an der Abzweigung zum Gibbs Hill rechts abbogen. Von diesem 405m hohen Peak erwarteten wir uns irgendwie eine Aussicht, jedoch empfing uns oben angekommen nur ein Handymast.
Der Vorteil allerdings war, dass es von nun an nur noch bergab ging, bis wir irgendwann Totaranui erreichten. Hier war das DOC deutlich auf Touristen eingerichtet, da es sowohl massig Campingplätze sowie Eis im Visitorcenter gab, als auch Trinkwasser. Das alles tat aber der Schönheit der Bucht keinen Abbruch:
Jedoch gänzlich bestaunen konnte man diese erst vom ca. 1km entfernten Lookout Skinner Point.
Nach einer entspannten Pause in Sonne und Sand starteten wir dann irgendwann den Rückweg – dieses Mal entlang der Küste. Dieser führte uns an mehreren Stränden vorbei, u.a. Anapai Bay und Mutton Cove. Wirklich unterschiedlich waren diese Strände dann aber irgendwann nicht mehr so richtig. Trotzdem schön.
In Mutton Cove trennten Lisa & ich uns kurzzeitig, da sie etwas mehr Zeit am Strand verbringen und ich mir den Aussichtspunkt Separation Point erlaufen wollte. Hier hatte man beeindruckende Aussichten nach Nord und Süd. Außerdem war bemerkenswert, dass das DOC mittels Vogelskulpturen und Gezwitscher über Lautsprecher eine bestimmte Möwenart zum Ansiedeln bringen will, diese Art aber nur zu bereits kolonialisierten Orten fliegt. Bisher ohne Erfolg.
Am Strand der Whariwharangi Hut trafen wir dann wieder aufeinander, rasteten kurz und marschierten dann die letzten Kilometer zurück. An der Anfangs erwähnten Abzweigung zum Gibbs Hill gab es auch einen unbekannten Trampelpfad zu erschließen, der am Fire Pod eine schöne Aussicht über die Wainui Bay bereit hielt.
Nach diesem wirklich vollbepackten Tag zählten wir dann doch mal die Kilometer zusammen, da die erste Schätzung von mir mit ca. 5-6h Wanderzeit mit knappen 9h deutlich überschritten wurde. Der Grund lag auf der Hand: ich bin nicht wie geschätzt 20km, sondern satte 35km gelaufen!
Aber es wars wert!
Lange Faulenzen konnten wir allerdings nicht, da wir, nach einem Tankstop noch am selben Abend nach Marahau fahren wollten. Wenn da nicht Louis‘ schlechte Batterie wäre… er sprang nämlich nach dem Tanken nicht mehr an.
An einem Samstagabend.
Um acht Uhr abends.
Da hat nix mehr auf.
Fremdstarten mit über 10 Minuten Ladezeit erfolglos. Was für eine K***e.
Das neuseeländische Pondeau zum deutschen ADAC namens AA wollte Lisa, da sie kein Mitglied war, auch nur für 270$ weiterhelfen, oder einen Mechaniker für 350$ anfahren lassen. Vor diesen Ripoffversuchen erkundete ich dann ein wenig die Stadt, bis eine Campsitebesitzerin den ortsansässigen Mechaniker Takakas kannte, über die Gelben Seiten, Anrufbeantworter und etlichen „Ruf mal da an“ Hinweisen Michael ans Telefon brachte, der das ganze Problem für 80$ in knapp 20 Minuten löste. Endlich. Mit zwei Stunden Verspätung fuhren wir dann aber trotzdem noch nach Marahau.
Denn am nächsten Morgen hieß es um 0800h Start des einstündigen Safetybriefings fürs Kayakfahren! Von der richtigen Paddeltechnik, über die Art und Weise wieder zurück in das gekenterte Kayak zu kommen als auch simple Navigation wurden wir hier mehr als gründlich vorbereitet. Alle Kayaks waren mit Ersatzpaddeln, Wasserpumpe als auch Emergencyflair ausgerüstet, sodass auf dem von Wassertaxis regelmäßig durchquerten Meeresabschnitt wirklich nichts passieren konnte.
In der Bucht kam dann auch schon zügig die Flut, sodass wir nur kurz beweisen mussten, dass das Paddeln schon irgendwie klappt, bevor wir für die nächsten fünf Stunden tun und lassen konnten, was wir wollten.
Anlegen durfte man an jedem Strand, und bislang war die Paddlerei auch ziemlich entspannend:
Wir legten unser Augenmerk auf u.a. diese Strände, die nicht von Land aus zu erreichen waren, wie zB. der des Adele Islands.
An dessen nördlicher Spitze wären auch vermeintlich Robbenkolonien zu beobachten gewesen, allerdings trat dann genau das ein, was als einzige Eventualität den Kayak Trip anstrengend bis gefährlich machen hätte können:
Wind.
Bisher durch Headlands, geschützt waren wir nun an der sogannten Mad Mile ohne Windschatten den 15-20 Knoten starken Wind und den davon aufgeworfenen über einen Meter hohen Wellen ausgesetzt bzw. ausgeliefert. Die Richtung der Wellen war zudem etwas knifflig, da man sich, um sich der Küste zu nähern, den Wellen paralell stellen hätte müssen und sich somit einer enormen Kentergefahr ausgesetzt hätte. Die von Schnellbooten und den Wassertaxis geschaffenen anderen Wellen mit unberechenbaren Kombinationsrichtungen machten das Kurs-Halten für mich als Captain mehr als spannend 😉
In diesem Wirrwarr ist dann leider auch Lisas GoPro baden und für immer tauchen gegangen…
Dennoch haben wir es mit Muskel- und Willenskraft irgendwie in die windgeschützte Notbucht Te Pukatea geschafft. Hier trafen wir andere Paddler aus unserer Gruppe, die hier abbrechen wollten und ihr Kayak von hier abholen ließen.
Doch Aufgeben war für uns keine Option!
Nach einer kurzen Erholungspause ließen wir das Kayak mit der Nummer 11 wieder zu Wasser und kämpften uns mit letzter Kraft um die Pitt Heads in die wie der Himmel auf Erden wirkende Anchorage Bay. Hier angekommen waren wir einfach platt. Schmerzende Oberarme und verbrannte Gesichter sprachen genauso für das Abenteuer wie die Erleichterung in unseren Augen!
Doch war es damit vorbei? Nein! Es stand ja noch der grob vierstündige Rückmarsch an! Diesen zogen wir allerdings ohne große Probleme easy durch – am Ende kürzten wir sogar über die durch Ebbe passierbare Sandy Bay ab.
Nach insgesamt fünf Stunden Kayaken und vier Stunden Wandern war der Tag dann erneut mehr als ausgefüllt mit Erlebnissen – was ein fetter Tag!