Abschnitt V: Traumland Belize

Der Titel dieses Beitrages lässt vermutlich richtig viel anmuten – leider muss ich gleich zu Beginn etwas enttäuschen: Belize an sich ist zwar ein echt schönes Land, es allerdings zu einem „Traumland“ zu küren, würde allen anderen von mir besuchten Plätzen nicht gerecht werden. Dennoch war meine Zeit dort eine besondere, ein wenig träumerisch, vordergründlich nicht wegen des Landes an sich, sondern wegen der Zeit, der Leute und der Erlebnisse dort.

Wie soll man eine solche Geschichte also anfangen? Gar nicht mal so einfach… Am Besten, wie immer, ganz am Anfang:

Der erste Stop war in einer kleinen Stadt namens St. Ignacio. Hier kamen wir in einem ganz netten Hotel mit eigenem Pool und Hotelbar unter. Eine handfeste Activity wurde uns hier nicht wirklich an die Hand gelegt – zwar hätte man zu den Cahal Pech Ruinen fahren können, jedoch hat man irgendwann auch genug von Steinen gesehen – insbesondere da ja in Mexiko auch noch weitere Optionen für Ruinenbesuche in Aussicht standen. Also hatten wir hier einfach Zeit den Flair der Stadt und der Einheimischen zu genießen. Letzterer hat sich zudem geändert: da wir nun an der karibischen Seite Zentralamerikas waren, war alles irgendwie entspannter – nicht dass es in den anderen Ländern zuvor unentspannt gewesen wäre, jedoch war es hier in Belize einfach anders. Vielleicht lag das aber auch daran, dass die offizielle Landessprache nun von Spanisch auf Englisch gewechselt hat. Jetzt konnte also auch ich ohne große Mühe mit den Locals bonden, also das tun, was ich ja eigentlich die ganzen anderen Reiseabschnitte zuvor auch immer mal wieder gemacht habe: spontan mal jemanden ansprechen, wenn einem der ziellose Spaziergang durch die Stadt zu öde wurde.

Das war u.a. auch der Grund dafür, dass außer dem gemeinsamen Abendessen mit der gesamten Gruppe ich hier nicht allzu viel mit den anderen zusammen gemacht habe. Klar, die eine oder andere Stunde hat man am Pool entspannt und in der Sonne liegend die Zeit tot geschlagen, allerdings hat es mich eher in die Stadt gezogen.

So bin ich an einem Tag dann einfach mal los – primär um einen Shop zu finden, in dem ich mein erneut zu Bruch gegangenes Handydisplay reparieren hätte lassen können. Diese Mission wurde zwar nur mit Misserfolg gekrönt, jedoch habe ich bei diesem Erkundungsmarsch andere Dinge entdeckt:

Zum einen fand an jenem Tag ein lokaler Markt statt. Hier wurde neben Früchten und Klamotten auch erneut Purpusas verkauft. Der Stand gehörte tatsächlich einer Familie aus El Salvador, sodass meine noch gewohnte Intention, auf Spanisch zu bestellen und zu mich bedanken dann doch nicht peinlich, sondern zielführend war 😉 Der Sohn allerdings konnte ganz gut Englisch sprechen, sodass ich mich hier über hiesige Misstände und Migrationsbewegungen wie -beweggründe aufklären hab‘ lassen, während ich meine so geliebten Purpusas verspeiste.

So macht das Reisen dann auf eine ganz andere Weise Sinn.

Direkt neben dem Markt verlief der Fluss Macal. An dessen Ufer tummelten sich die Locals zum Baden, Erfrischen und Plantschen. Zwar wäre mir persönlich das Wasser etwas zu schmutzig für so einen Spaß gewesen, jedoch ist das vermutlich einfach nur Gewohnheitssache. Weiter Flussaufwärts fanden sich dann auch Kanus und Kajaks ein – teilweise mit Touristen, doch überwiegend mit Belizern besetzt. In diesem der Regensburger Jahninsel ähnlichen Treiben konnte man auch bei den über 35 Grad herrschenden Temperaturen sein Leben einfach mal treiben lassen. Mit der noch aus California bekannten Erfrischung einer große Arizona Ice Tea Dose für 1$ in der Hand ging es dann durch den Stadtkern:

Hier fühlte man sich tatsächlich wie in der Karibik. Ganz dem Hollywoodklischee entsprechend liefen hier viele Afroamerikaner herum, hörten Reggae und sprachen einen mit dem Slang ähnlichen Kreol Englisch an. Überall gab es günstigen Rum, natürlich überwiegend aus touristischem Interesse, allerdings hat das ganz gut ins Konzept gepasst. Dass ich während dieses Ganztagestrips meine Kamera nicht mit mir trug, fand ich in diesem Moment zwar sehr befreiend, da ich somit nicht wirklich aufgefallen bin, allerdings habe ich jetzt natürlich keine Bilder, die die Geschichte etwas anschaulicher machen könnten…

Besonders schön war außerdem, dass nicht die ganze G Truppe an so einer Art Urlaub desinteressiert war: Erica nämlich tauchte nach einem Besuch beim Cornrowflechter irgendwann auch wieder auf, sodass wir in der üblichen Tikal Tradition auch hier die Welt zusammen erkundeten. Besonders am Abend, als alle wieder ganz fancy essen gehen wollten, entschieden wir zwei uns dann dafür, durch Streetfood in das Nachtleben einzutauchen – kulinarisch retrospektiv definitiv die bessere Entscheidung. Im weiteren Verlauf des Abends trafen wir dann Trevor, einen Local, der mit seiner lockeren, leicht bekifften Art schon fast eine Ikone von St. Igancio war – so klärte uns Lola am nächsten Tag auf. Zum Abschluss folgten wir dann natürlich noch dem Ruf einer Rum-Happy Hour: Auf dem Balkon mit Blick über den Dorfplatz, dem dortigen Treiben, einem eiskalten Getränk in der Hand und von konversationswilligen und spendablen Belizern umgeben erlebten wir hier so unsere ganz eigene Geschichte. Da weinte man den Anderen, die nach nur einem Song in einer Karaokebar bereits wieder nach Hause gegangen sind, keine Träne nach 😉


Allerings war der Stop in St. Ignacio nur der Start, denn eigentlich sollten wir die meiste Zeit auf der Insel Caye Caulker verbringen. Bereits die über einstündige Anfahrt mit der Fähre stimmte einen auf Urlaub ein: die Crew spielte die Best of Bob Marley, allen voran One love und No Woman no cry. Auf der Insel angekommen bezogen wir zügig unsere Zimmer – dieses Mal mit ausschließlich Double Rooms erneut ein Hauch von Luxus – neue Kombinationen wollten ausprobiert werden!

Doch was macht man denn auf einer Insel?

Nun, prinzipiell bestand der Tag tatsächlich überwiegend aus dem typischen „Insellife“: An der Beach Bar The Split hingen wir gerne ab und schlürften Biere sowie Cocktails. Zwar gab es aufgrund jüngster Pärchenbildungen ein wenig Spannung innerhalb der Gruppe, was aber auf einer Insel mit verschiedensten Bars und Strandabschnitten ganz gut zu umschiffen war, so hat man dann gar nicht viel davon mitbekommen. Auf diese Weise gingen die Stunden ins Land, ehe man sich dann zum Abend in einen der hiesigen Nachtbars verabredete – Happy Hour und Tanz included. Leider haben wir hier die „Full Moon Party“ verpasst, da diese exakt einen Abend vor unserer Ankunft abgehalten wurde.

Neben diesem in Schrift und Wort eher primitv und langweilig klingenden Leben gab es natürlich auch andere Dinge zu sehen (ganz abgesehen davon, dass es in real gar nicht mal sooo langweilig war):

Flugzeugtour zum Blue Hole

Das eigentliche Highlight sollte hier dieser szenische Rundflug sein. Leider war mir dieses Vergnügen aus Budget-Gründen verwehrt – ebenso der Tauchgang dort. Mittlerweile musste ich das Geld nämlich schon ordentlich zusammen halten und konnte nur „das Nötigste“ erleben. Für die Insel nicht die schlechteste Voraussetzung, da ich hier weiterhin mim Erica verbündet war und so auch nur mit Spaziergängen und gesprochenem Wort etwas vom Land hatte. Glücklicherweise hat u.a. Dani aus Sydney am Rundflug teilgenommen, weswegen ich hier zumindest einen kleinen Eindruck in Bildform präsentieren kann:


Stadttour mit den Highschoolkids

Als weiteres G Adventures Projekt gibt es auf Caye Caulker eine Gruppe von Schülern, die den G Touristen die Stadt zeigen. Angefangen wurde mit einer Vorstellungsrunde, in der man erst erfahren hat, wie ambitioniert die Kids hier sind – eine will die erste Herzchirurgien ihres Landes werden. Im Anschluss teilten wir uns in drei Gruppen auf, ehe wir auf Fahrrädern durch die Sandstraßen cruisten. Hin und wieder gab es einen kurzen Stop, an dem uns kleine Facts erklärt wurden. Auf diese Weise lernte man die Stadt ganz gut kennen und fand sich in ihr zugleich einfacher zurecht – außerdem erhielt man wertvolle Insidertipps von 14 bis 17 Jährigen, wo man wohl am günstigsten essen oder trinken kann. Am Ende dieser Tour stand der Besuch der eigentliche Highschool. Hier war jeder von uns ein wenig überrascht, in welch einfachen Bedingungen die Schüler hier lernen und wie motiviert sie bei der Sache sind. Eine kurze Lehrstunde wichtiger Kreol Wörter wie „Wapa“ für „Weapon„, „Rocket Lancha“ für „Rocket Launcher“ oder „Wat da blat klat you want?“ für „What the fuck do you want?“ begleitet von einem Shot eines Fruchtsaftes, dessen Frucht wir alle nicht kannten, beendete dann die grob einstündige Tour.

Kreol ist dem Englischen tatsächlich sehr ähnlich. Allerdings gibt es kaum Regeln zur Grammatik oder Rechtschreibung, da die damaligen Einwohner unter Commonwealth-Herrschaft die Briten Englisch nur sprechen haben hören. Über die Zeit entwickelte die afroamerikanische Bevölkerung also ihre an Englisch angelehnte Sprache, in dem sie die Wörter „einfach“ nachgesprochen haben. Als Produkt kam eine überwiegend phonetisch gestaltete Sprache heraus, die man zwar verstehen, aber nicht authentisch sprechen kann.


Ganztages Schnorchel- und Bootstour

DIE Empfehlung seitens Hugo und Lola. Eines vorweg: totally worth it! Es ist also nicht notwendig, dass wir uns alle auf diese Tour schon lange gefreut haben, da sie eben mehr als gehyped wurde.

Am Morgen sind wir als geschlossene Gruppe also zum Veranstalter gelaufen. Hier stellten wir zur Erleichterung aller fest, dass die o.g. Stressfaktoren nicht an der Tour teilnahmen – ein sehr entspannter Tag stand also bevor. Da wir ein Boot egtl. alleine füllten, brauchten wir auch nur dir zwei frei gewordenen Plätze füllen: ein irisches Pärchen wurde uns zugeteilt. Nach einem Sicherheitsbriefing, dem Fitting des Equipments und einer kurzen Fahrt in einer Nussschale waren wir auch schon auf dem Boot angekommen:

Hier verbringen wir also den ganzen Tag. Bei klarem Himmel, strahlendem Sonnenschein und nahezu Windstille könnte man sich keine besseren Bedingungen wünschen.

Der Plan war, an insgesamt drei Spots zu Schnorcheln und danach dann den hausgemachten Rumpunch zu leeren und wirklich in der Karibik an zu kommen.

Am ersten Spot angekommen wurde uns dann erklärt, wie man schnorchelt – bla bli blubb – kennt man alles schon 😉 Allerdings waren hier mehrere Boote, sodass man hier nur geguided in Wasser darf, damit keiner verloren geht. Ganz lustig war auch die Reaktion der „härtesten“ an Board zu beobachten, als man am Spot angekommen bereits ein Dutzend Haie im glasklaren Wasser umherschwimmen sah.

Außerdem musste ich dann bereits beginnen, mein Versprechen einzulösen:

Erica empfand nämlich eher Unbehangen als Wonne im offenen Wasser. Da wir beide ja viel in den letzten Tagen unternommen haben, so etwas Vertrauen geschaffen wurde und ich bezogen auf (Unter)Wasser Aktivitäten der Erfahrenste unserer Gruppe war, habe ich sie unter zugesagter Betreuung letztendlich doch zu diesem Event überreden können. Beim Anblick von Haien war also erstmal etwas Beruhigungsarbeit nötig 😉

…doch im Wasser dauerte es dann keine fünf Minuten, bis sie und ein jeder anderer der Gruppe sich pudelwohl gefühlt hatten und ganz erstaunt waren, wie nah man dem Sealife eigentlich kommen kann!

So sahen wir an den drei Spots ganz verschiedene Teile der Unterwasserflora und -Fauna: Haie, Rochen, Fische, Korallen u.v.m. Mein persönliches Highlight war allerdings ein kleiner Swimthrough auf grob fünf Meter Tiefe: hier merkt man als untrainierter Apnoe-Taucher dann schon recht deutlich, dass man an die Grenze des Co2 Werts kommt. Ich wurde nicht bewusstlos, die anderen haben es sich eh nicht getraut. Easy 😉

Nach dem letzten Sprung ins Wasser kündigte der Kapitän dann den lang ersehnten Rum-Punch an. Von nun an war wieder das Leben zu genießen unsere Beschäftigung. Eiskalte Getränke, Sonne, Reggaemusik und Meer – das alles auf einem Boot. Schöner gehts wirklich nicht. Als wir dann noch an einem Exklusivstrand anlegten, dort in Hängematten den Sonnenuntergang bewunderten und Abends schön aufgestyled ins Nachtleben tauchten, wurde der Tag perfekt abgeschlossen. Manche haben hierfür sogar ein neues Etuikleid gekauft 😉


Alles in allem liest man denke ich ganz gut raus, dass die Zeit in Belize, wie anfangs erwähnt, nicht durch viele Touren und Events definiert wurde, sondern durch die Menschen, mit denen ich dort war. Vielleicht ist etwas an Kultur verloren gegangen, jedoch war diese Entwicklung am Ende meiner großen Reise durch Geldmangel auch irgendwie zu erwarten. Mir deswegen die Zeit versauen zu lassen habe ich aber nicht zugelassen! Deswegen war ich auch mehr als gespannt auf die nun bevorstehende Zeit in Mexiko!