Peaks, Gletscher, Seen und mehr in Wanaka

Das kleine Städtchen Wanaka hatte ich ursprünglich nur als kurzen Ausflug von Queenstown aus auf dem Schirm. Doch im Verlauf meiner Reise habe ich immer mehr über diesen Ort erfahren bzw. was man dort alles unternehmen kann, sodass aus einem Tagestrip dann doch ein viertägiger Aufenthalt wurde!

Angefangen hat es mit meinem Königsprojekt den Sonnenaufgang vom Roys Peak aus zu erleben. Dank des Sommers und der in Reiseführern sowie dem Internet kursierenden Aufstiegszeit von min. drei Stunden hieß das allerdings für mich, dass der Wecker bereits um 0230h am Morgen klingelte. Nach einer kurzen Anfahrt zum Parkplatz war ich hier dann doch überrascht, bereits an die 20 Fahrzeuge zu sehen… Jeder hier vor Ort machte sich mit warmen Klamotten und Stirnlampe bereit, so auch ich. Um ca. drei Uhr stiefelte ich dann los:

Diesesmal allerdings in Flipflops. Der Weg soll nicht allzu schwierig sein und meine Fersen danken es mir. Sonst habe ich natürlich für den Gipfel eine Daunenjacke wie Mütze und Merinosocken dabei.

Bei vollster Motivation gelang es mir beim Aufsteig meiner Einschätzung nach jeden anderen Wanderer zu überholen. Beim berühmten Aussichtspunkt gönnte ich mir dann ein paar Minuten und fotografierte das Geschehen: der Mond und die Sterne sowie die Lichter der Stadt spiegelten sich szenisch im Lake Wanaka während im unteren Bildbereich die Kopflampen der übrigen Hiker feine Strichspuren kreierten:

Doch dann kam eine „riesige“ Überraschung: nach guten zwei Stunden war ich bereits am Gipfel angekommen und scheinbar auch der erste derjenigen, die nicht irgendwo ihr Zelt aufgeschlagen hatten, um Wanderweg zu sparen. Ein gutes Gefühl. Im Übrigen: der Aufstieg ist zwar stetig relativ steil und man hat kaum ebende Abschnitte zum Erholen, allerdings würde ich die Einstufung der Wanderung von vielen Travellern als „extrem steil und fordernd“ nicht unterschreiben. Man läuft eben auf einen Berg, was will man also anderes erwarten als bergauf zu laufen?!

Nichtsdestotrotz musste ich nun noch eine ganze Weile auf den wärmenden Feuerball warten – also geschwind die lange Hose, Daunenjacke, Merinosocken und Wollmütze angezogen, damit es einen beim Frühstück nicht zu sehr friert. Langsam war irgendwann dann die erste Farbänderung am Horizont zu bemerken, als auch ein enormer Anstieg der Mitstreiter am Gipfel.

Von nun an war es nur noch eine Frage weniger Minuten bis der heiß ersehnte Moment kam: der Sonnenaufgang auf 1578m! Als es die ersten Sonnenstrahlen über die Berge am Horizont schafften, ging ein Raunen über den von Wanderern belagerten Gipfel. Ein jeder war vom Farbenspiel entzückt als auch mehr als glücklich über die nun langsam aufkommende Wärme.

Da muss natürlich auch ein kleines Narzisstenshooting her:

Am Summit ereignete sich zudem ein weiterer Zufall: noch in der Nacht wollte ich an einer sitzenden Person vorbeilaufen, ehe ich bemerkte, dass das ja Chiel aus Holland war, den ich noch aus Weihnachten in Sydney kannte! Was für ein Zufall! Besiegelt wurde dieser Beweis der „small world“ natürlich mit einem Selfie:

Wenige Minuten nach dem Sonnenaufgang leerte sich der Aussichtspunkt ziemlich schnell. Keine Ahnung warum alle so zügig wieder runterrannten, ich gönnte mir solide drei Stunden, um den Moment einfach mal zu genießen. In der Ferne konnte man Menschen auf den Graten wandern sehen, oder einfach die Rundumsicht auf sich wirken lassen:

Nach diesem wirklich atemberaubenden Morgen stand auch irgendwann der Abstieg an. Leider war auch dieser äußert nervig – ich habe gar nicht glauben können, dass ich das alles in der Nacht in so kurzer Zeit hochgestapft bin, wo doch der Rückweg so zehrend war. Bei dem obligatorischen Instagram Spot musste ich wider Erwarten auch nur kurz warten, ehe ich meinen Shot bekam:

Von hier begleitete ich dann Kathrin, Sandra und Caro aus Deutschland und Österreich den restlichen Abstieg. Das kostete zwar ein wenig Zeit, war aber dank anregender Unterhaltungen dann kurzweiliger 😉 über drei Stunden später waren wir dann endlich am Parkplatz angekommen über 16km Wegstrecke hinter uns.

Es wurde auch langsam Zeit.

Im Anschluss habe ich dann wieder Lisa getroffen. Für den Nachmittag entspannten wir am „Strand“ des Lake Wanaka und snackten einen der wohl besten Eisbecher Neuseelands im Patagonia. Hier ergab sich dann auch ein Bild vom wohl am meisten fotografierten Baum Neuseelands, dem Wanaka Tree:

Gegen Abend wollte ich dann unbedingt einen Herr der Ringe Drehort erkunden. Blöderweise war dieser gute 1.5h Fahrt zurück nach Queenstown, jedoch diesesmal über eine andere Straße, die ich auch eh unbedingt mal befahren wollte, da sie als besonders scenic gilt. Auf halber Strecke stoppte ich an einem Aussichtspunkt, an dem sich der nächste überragende Zufall ereignete:

Neben mir hielt ein Campervan. Aus reiner Höflichkeit sagte ich Hello. Irgendwie hatte ich dann auch schon ein Bier in der Hand, wir kamen mehr ins Gespräch und so fand ich heraus, dass Maxine, Benji und Max auch aus Deutschland sind und zusammen reisen. Max allerdings war nicht nur „auch aus Deutschland“, sondern sogar aus Regensburg, und nicht nur das: er war auch, wie ich, bei den Regensburger Domspatzen. Was für eine kleine Welt! Hier war klar, nach meinem Stop beim Herr der Ringe Drehort kehre ich zurück zur Campsite und gönn mir ein paar Bierchen mit ihnen!

Der Drehort an sich war gar nicht leicht zu finden, doch irgendwo zw. einer Hängebrücke und einer einspurigen Gravelroad ergab sich dann der Blick auf die legendäre Szene der Pillas of the Kings bzw. The Argonath and the Anduin River:

Der Rückweg hielt dann noch die eine oder andere Aussicht auf das Umland von QT bereit, ehe dann auch Lisa zur Campsite kam und wir mittlerweile durch Andreas und dem Wanderer zu siebt in Max‚ Van saßen und mit Bier, Wein und Cider den Zufall der Zufälle befeierten.

Alte Kafflergeschichten wie Stilli ist schon da u.v.m. inclusive!

Der Morgen danach war naturgemäß äußerst spät, lang und entspannt. Geweckt von Horden Chinesen starteten wir den Tag gegen Mittag mit einem ausgiebigen Frühstück ohne jeglichen Zeit- und Termindruck.

Der restliche Tag stand auch ganz im Zeichen der Entspannung. Milchshake aus Himbeereis im Patagonia, Relaxen am See, weitere Reise Planen und am Abend auf der 10$ Campsite in Albert Town sich ein edles Abendessen gekocht: Couscous mit Blattspinat, Zucchini, Ziegenfeta und King Prawns, dazu Apfelcider.

Luxus im Backpackerlife 😉

Tag 19 allerdings war dann wieder aktiver: nach einer langen Fahrt entlang der Seen und über Gravelroads mit kleineren Flussquerungen sowie Schafsherdendurchfahrten waren wir am Mt.Aspiring Nationalpark angelangt. Hier war die Landschaft natürlich die ganze Anfahrt traumhaft, doch auch am Parkplatz war sie mehr als vielversprechend:

Von hier ging es auf einem lässigen Wanderpfad eine knappe Stunde zum oberen Viewpoint auf den Rob Roy Glacier. Einfach beeindruckend, hier seine Mittagspause einzulegen:

Nach dem unkomplizierten Rückweg zum Auto breitete sich kurz ein bisschen „Unmut“ aus, da es nun wieder Richtung Wanaka gehen sollte, man aber hier im Aspiring Park noch so viele andere Wanderungen hätte machen können… Trost spendete ein auf halber Strecke von uns durch Zufall am Straßenrand entdeckter kleiner Wohnwagen:

auch hier gab es einen Eisbecher.

In der Wildnis.

Für 5$.

Läuft.

Zusätzliche Stops legten wir dann noch am Diamond Lake und dessen Lake Lookout ein.

Letzterer wurde wegen meiner schlechten Lesefähigkeiten von weit entfernten Schildern ursprünglich für einen gewissen Lake Lokont gehalten – ganz zur Erheiterung von Lisa.

Der Abend wurde, wie man sicher vermuten kann, dann erneut luxuriös gestaltet: dieses Mal gab es Rotwein mit verschiedenen Weichkäsesorten sowie Crackern 😉

Im morgendlichen Sonnenschein des darauffolgenden Tages musste man sich quasi gezwungenermaßen die Plautze bräunen, ehe es entlang der Küstenstraße am Lake Hawea weiter Richtung Norden ging. Auch auf dieser Strecke gab es einen empfohlenen Track: den Isthmus Peak. Nach langem Hin und Her entschieden wir uns dann letztendlich doch dazu, ihn zu laufen, denn bei unserer Startzeit von ca. 14h und einer vorausgesagten Wanderzeit von über sechs Stunden kann einem schon das Tageslicht ausgehen.

Der Weg an sich war ähnlich gut präpariert wie der des konkurrierenden Roys Peak, also ebenfalls in Flip Flops machbar. Nur war die Strecke etwas mehr im Schatten – bei 100% ungeschützem Trail des Roys Peak auch keine schwere Aufgabe – und auch nicht ganz so steil bzw. mit mehreren flachen Erholungsabschnitten. Auf diesem Weg also schraubten wir uns kontinuierlich nach oben. Ständig änderte sich die Aussicht ein wenig, sodass die Motivation kaum sank – trotz der unzähligen false corners.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Nach überraschend kurzen zwei Stunden für mich und zweieinhalb Stunden für Lisa war dann der Gipfel auf 1385m mit einer mehr als lohnenden Rundumsicht erreicht:

Doch wenige Meter vor diesem eigentlichen Highlight ergab sich eine weitere schöne Fotomöglichkeit #sohappy

Leider stand auch nach dieser beeindruckenden Gipfelpause von einer Stunde natürlich wieder der Rückweg an.

  1. Nervig wie immer.
  2. Langwieriger denn je.
  3. Unfassbar wie sehr man eine Abneigung gegen Rückwege entwickeln kann…

Irgendwann war aber auch das geschafft, nach insgesamt über 16km Wandern am Auto mit Babywipes schnell frisch gemacht und zu einer schnuckeligen Familiencampsite mit 8 Plätzen in Makarora gefahren.

Dusche, Kühlschrank, Trinkwasser – was will man mehr? Cider und Sternenhimmel? Check!