Über Book.me.nz (oder so ähnlich) haben wir ein kleines Schnäppchen geschossen: alle Tagestouren durch den Doubtful Sound sind durch dessen Lage fernab öffentlicher Verkehrswege generell deutlich teurer als die im Milford Sound. Allerdings sagt man, dass es im Doubtful Sound deutlich schöner sein soll. Die Standardtouren starten entweder direkt von Manapouri, über dessen See man zum Sound fährt oder von Te Anau, von wo man mit einem 30min Busshuttle zugebracht wird. Über die o.g. Discountseite haben wir allerdings eine Tour ab Queenstown vom Anbieter GoOrange, also je zwei Stunden Bus hin und zurück von Manapouri, gefunden. Trotz dieser quasi vier Extrastunden sowie ansonsten der exakt gleichen Tour zahlten wir statt 200$ ab Manapouri „nur“ 130$ ab Queenstown.
Tourismus-Preismanagement bleibt mir ein Rätsel.
Nun denn. So ging es also um 0700h am Pickup Point in QT los. Die zweistündige Busfahrt wollten wir egtl. zum Nachholen von Schlaf verwenden, allerdings waren die Landschaft im Morgenrot und die Kommentare des Busfahrers zu interessant, als dass man einfach hätte einschlafen können. Unterwegs gabs auch einen kurzen Stop für Kaffee und Toilette – für mich wie immer einen warmen Pepper Steak Pie.
In Manapouri angekommen warteten wir nur kurz, ehe das zweite Transportmittel bereitstand: ein kleines Speedboot, das uns in ca. einer Stunde über den Lake Manapouri zum größten Hydrokraftwerk Neuseelands brachte. Dieses wurde, da die Bevölkerung sich enorm dafür eingesetzt hatte, nicht wie sonst mittels eines Staudamms errichtet. Dieser hätte nämlich den Wasserstand um 30 Meter erhöht und dadurch viel Landschaft sowie Privatland und -Wald zerstört. Stattdessen befindet sich nun über 90% des Kraftwerks unter der Erde – die Turbinen werden hier durch das durch Tunnel fallende Wasser angetrieben und könnten so fast ganz Auckland mit Energie versorgen. Allerdings wird diese enorme Stromleistung für die ansässige Aluminiumindustrie benötigt… Dennoch ist dieses Bürgerbegehren ein Aushängeschild für die Naturbesonnenheit der Neuseeländer.
Von diesem Kraftwerk ging es dann nach einer kurzen Pause im Visitors Center (gespickt in o.g. Informationen) in einem Bus über eine Passstraße. Diese Straße wurde auch im Rahmen des Baus des Kraftwerks verlegt und zählt zu den teuersten Straßen der Welt. Auf ihren 22km Länge kostete sie damals grob 2-3$ pro Zentimeter, was einem heutigen Wert von über 100 Millionen Dollar entspricht. Zudem enthält sie den 1 zu 5 Abschnitt – den mit 20% steilsten Straßenbereich einer öffentlichen Straße, der von Bussen passiert wird: auf 5 Meter geradeaus kommt 1 Meter Anstieg. Auf dieser Straße befindet sich auch ein Aussichtspunkt über den Doubtful Sound, ehe man nach insgesamt einer weiteren Stunde Fahrt endlich am Pier angekommen ist.
Von nun an erkundeten wir die nächsten drei Stunden auf einem geräumigen Schiffchen bei für die Region hervorragendem Wetter die 1986 zum Unesco World Heritage erklärten Doubtful Sounds. Hier hat es im Jahr nämlich im Schnitt 5-8 Meter Niederschläge, sodass beginnend mit Sonnenschein und aufhörend mit zartem Wolkenhimmel das Wetter kaum hätte besser sein können.
Der Rekord liegt übrigens bei über 16m/a und ist damit der höchste je auf Meeresspiegel gemessener Niederschlagswert.
Es gibt aber noch weitere Facts zu dieser Naturformation. Beispielsweise ist das Gestein fast ausschließlich vom Typ Granit, sodass für die Tunnelarbeiten neben Sprengungen auch der damals teuerste Borher der Welt angeschafft wurde. Aber auch Pflanzen haben Schwierigkeiten, diesen Stein zu penetrieren, sodass es so gut wie keinen Waldboden im eigentlichen Sinne gibt, sondern nur ein extrem dicht und fest geflochtenes Netz aus Wurzeln. Doch hin und wieder reicht die Kraft dieses Netztes nicht mehr aus, die Vegetation am Platz zu halten. Dies geschieht u.a. nach langen, starken Regenfällen oder unter enormen Schneemassen. In diesem Fall gehen dann gewaltige Baumlawinen ab und reißen riesige Schneisen in die sonst grünen Hänge. Reste solcher Lawinen lassen sich fast überall im Wasser entdecken, Zeitzeugen hingegen sind entweder ganz frische Schneisen oder je nach der verstrichenen Zeit mehr oder weniger neu bewachsene Abschnitte an den Hängen.
Ebenfalls interessant ist, dass das Wasser des Fjords ja eigentlich Salzwasser ist. Sein sollte. Da nämlich durch die Auslasstunnel des Kraftwerkes enorm viel Süßwasser aus dem durch Gletscherschmelz- oder Regenwasser gespeisten Lake Manapouri in den Sound ausgeleitet wird, hat sich über einige hunderte Meter eine 1.5-2.5 Meter dicke Süßwasserschicht – der geringeren Dichte geschuldet – dem Salzwasser aufgelagert. Lange dachte man, das hätte keinerlei Effekt auf die Natur, doch er kürzlich hat man herausgefunden, dass Wale regelmäßig bis ans Ende des Fjords schwimmen und dort auftauchen, um in der Süßwasserschicht die auf ihrer Haut sich eingenisteten Parasiten abzuwaschen. Leider waren wir keine Zeugen dieses Spektakels… zudem hat uns hier der etwas korpulente Tourguide folgende Bitte gestellt:
If you don’t see any whales, please do not tell the skipper, otherwise he probably makes me swim.
Nach all diesen Informationen folgen jetzt aber Eindrücke in Bildform:
Am Ende dieses Tages waren wir dann also insgesamt 6h in Bussen und 5h auf Schiffen, also gut über 11h unterwegs. Das steckte uns am Abend, als wir wieder in QT angekommen sind, besonders nach dem wenigen Schlaf der vorherigen Nacht, merklich in den Knochen, sodass es quasi selbstverständlich war, nochmal zum Fergburger zu gehen und sich das größte Stück als Stärkung zu gönnen! Im Anschluss ließen Lisa und ich den Abend mit Cider ausklingen, da es vorerst unser letzter gemeinsamer sein sollte. Am nächsten Morgen teilten wir uns nämlich auf: Lisa bleibt in QT und besucht Freunde Richtung Wanaka, ich fahre zurück nach Te Anau für den Kepler Track.