Abschnitt III: Honduras

Dieser Abschnitt trägt zwar den Namen eines ganzen Landes, nämlich Honduras, dennoch müsste es eigentlich nur San José de Copán heißen. Denn unser Aufenthalt in Honduras war nicht einmal im Reisepass kundig, da Hugo an der Grenze eine Sondergenehmigung für einen Kurzaufenthalt von zwei Nächten einholte – mehr Zeit plante G Adventures nämlich nicht ein.

Vor Ort kamen wir nach einem wirklich langem Travelday an – aus verkehrstechnischen Gründen sind wir auch nicht direkt aus El Salvador nach Honduras gefahren, sondern erst nach Guatemala eingereist und von dort dann wir ausgereist, um Copán zu erreichen. Hier lernte ich auch den zentralamerikanischen KFC Mitstreiter Pollo Campero kennen – ein wahres Chicken Fast Food Wunder!

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Das Städtchen war klein und beschaulich. Hier dreht sich im Endeffekt alles um den ortsmittigen Marktplatz, was das Shopping und Nachtleben betreffen, sowie die nahe gelegenen Maya Ruinen:

Copán. Hier erwartete uns die erste Führung durch eine antike Mayastadt. Doch noch vor dem Bezahlen des Guides die erste Überraschung: eine Solotravellerin, Alice aus Deutschland, wollte sich unserer Gruppe anschließen, da die Tour für sie somit günstiger sei – klar, warum nicht! Von nun an wurden wir in einer grob dreistündigen Tour durch das Areal geführt. Der lokale Guide arbeitete schon über 30 Jahre an dieser Ausgrabungsstätte und hatte dementsprechend ein breit angelegtes und fundiertes Wissen. Leider kann man die ganzen kleinen und großen Facts kaum lange behalten, insbesondere wenn man dem Vortrag in sengender Hitze lauschen muss.

Dennoch absolvierte er einen super Job, uns die Geschichte bzw. the Rise and Fall dieser Stadt mit ihren besonderen Gebäuden wie der Akropolis, dem Ballspielplatz, dem Tempel 26 und dem Altar Q näher zu bringen. Eines jedoch war dann doch eindrücklich – vor allem nun, retrospektiv gesehen: Copán ist die einzige Mayastadt, die so künstlerisch und mit völlig andersartigen Reliefs verziert wurde. Alle anderen, die wir sehen werden, wären da deutlich simpler angelegt. Konnten wir dort natürlich noch nicht beurteilen, aber jetzt, glaubt mir, schon: es ist so.

Zwischen den ganzen Bäumen und Steinen traf man im Übrigen immer mal wieder auf den Nationalvogel Honduras‘: den hellroten Ara. Dieser wirklich schöne, grazile und große, landläufig einfach nur Papagei genannte Vogel machte einen imposanten Eindruck – insbesondere da man ihn hier einfach wild umherfliegen sah.

Das war dann auch der Grund, warum Alice und ich, nachdem wir schon während der Tour viel miteinander geredet hatten, uns dazu entschieden haben, im Anschluss „meine“ Gruppe zu verlassen und zu zweit den lokalen „Zoo“ zu besuchen. Dieser lag einen zirka eineinhalbstündigen Fußmarsch zurück in die Stadt, durch sie hindurch und weiter auf einem Hügel. Hier tauschten wir uns sehr anregend über nahezu alles aus, was uns so durch den Kopf schoss – auf Englisch. Sie reist nämlich für eine ganze Weile in Süd- wie Zentralamerika alleine, schläft in ihrer Hängematte auf Privatgrund oder im Jungle und spricht natürlich fließend Spanisch, Englisch und Deutsch. Letzteres fand ich allerdings erst nach einer ganze Weile raus, sodass ein Sprachenwechsel irgendwie komisch gewesen wäre 😉

Der Zoo ist privat geführt und kein Zoo im klassischen Sinne. Zum einen kann man hier ausschließlich Vögel begutachten. Alle möglichen Arten werden hier in mal kleinen, mal großen Freiluftgehegen gehalten – jedoch hat jeder Käfig einen Block, an dem er geöffnet wird und die Vögel überall herumfliegen können – durch einen zweites großes Netzt gesichert.

Die Hauptattraktion hier waren allerdings die Aras. Diese befinden sich hier zu Aufzucht und Auswilderung, da viele Familien in Honduras diese Vögel als Jungtiere einfangen, aufziehen und dann aussetzen, da sei dann doch recht groß werden – von Kopf bis Schweifende messen sie bestimmt über einen Meter. Dieser Jugend geschuldet können die meisten Tiere hier auch gar nicht fliegen, sodass die Besitzer des Zoos ihnen das erst beibringen, bevor sie dann in die Wildnis entlassen werden.

Natürlich wird hier auch ein bisschen Geld generiert, da man für einen kleinen Obolus ein Foto mit den Vögeln bekommen konnte:

Da machten Alice und ich nicht mit, da man schon ohne jede Mühe den Aras so nah kommen konnte, dass der eine oder andere geniale Shot dabei herauskam, sei es vom klassischen roten Ara:

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Oder einem grünen:

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Oder dem grantigen blauen unter der Dusche:
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Auch den Rückweg bestritten wir zu Fuß. Zum Sonnenuntergang waren wir dann wieder zurück im Stadtkern, wo wir uns dann nach einer kurzen Dusch- und Nap-pause zum Abendessen verabredeten: Streetfood war der Plan. Die Wahl fiel auf genial gute Beef bzw. Kuhleber Tacos direkt am Marktplatz. Mit jamaikanischem Hausgetränk (keine Ahnung, was das war, aber es war lecker) kosteten vier dieser kulinarischen Bonbons nur wenige Dollar. Genial, wenn beide Parteien eher auf einem Budget sind und günstig essen wollen.

Alles in allem war dieser Tagestrip mit Alice eine sehr schöne Alternative zu den übrigen „lasst in die Bar und was trinken“ Unternehmungen gewesen. Neue Gesprächsthemen, neue Ansichten und einfach ein neuer Mensch auf meiner Reise tun dann doch sehr gut. Wenn man sich dann noch gut versteht und den Abend mit Bier auf der Dachterrasse ausklingen lässt, bevor am nächsten Morgen ein jeder seines eigenes Weges von Dannen zieht, kann man sich wirklich nicht beschweren. Den Kontakt hielten wir, da es tatsächlich hätte sein können, dass man sich irgendwo auf dieser Reise noch einmal sieht. Bis dahin also 😉

Den letzten Abend dort verbrachte ich allerdings mit der G-Truppe, da die Bar direkt neben dem Hotel extra für uns einen Karaokeabend arrangierte. Hier floss dann der Alkohol, den ich die Tage zuvor gespart hatte, damit die Stimmen gut geölt Klassiker wie Living on a Prayer, 99 Luftballons oder Feuer Frei zum Besten schmettern konnten. Selten habe ich erlebt, dass ich (mit den anderen) der letzte Gast in einer Bar war und der Barkeeper einfach nicht schließen wollte – anscheinend waren unsere Gesangseinlagen nicht die schlechtesten, oder er hat es einfach genossen, endlich mal wieder etwas Stimmung in der Bude zu haben. Mit dieser langen Nacht auf dem Rücken war die Reise am nächsten Morgen zurück nach Guatemala dann auch mehr als erträglich denn:

wenn es einem an Schlaf mangelt, holt man ihn eben im Van nach.