Nach dem für uns alle doch sehr ausgeprägten Schock über die Preislage in Costa Rica waren wir dann doch alle irgendwie froh, als Hugo uns über den nächsten Stop berichtete, dass es deutlich günstiger sein wird. Mit dem Flugzeug sind wir von San José nach El Salvador geflogen. Auch wenn nicht alle aus unserer Truppe die Nacht zuvor gleich gut weggesteckt hatten und sogar die Landung verschlafen haben, gab es keine größeren Verzögerungen oder Ereignisse auf dem Weg zu unserem ersten Stop:
Nationalpark Cerro Verde. Die Fahrt hier hin in einem Minibus war anfangs noch ziemlich komfortabel, ehe wir dann über üble Buckelpisten zu unserer Unterkunft kamen: Einem Camping Resort direkt am Fuße des dortigen Vulkans Cerro Verde.
Doch was ist ein Camping Resort? Kurzerhand von mir so getauft war diese Unterkunft ziemlich interessant: Ohne allgemein verfügbaren Strom, sondern nur per Generator erzeugten Strom für Notfälle wurde hier mit Gas gekocht, mit Biotoiletten geklärt und mit Solar das Duschwasser geheizt. Geschlafen haben wir in 2er Teams (Team Legends: Joe und Alex!) in großen Zelten, in denen dann normale Betten mit Matratze und Bettzeug gestellt wurden. Zur besseren Regendichtigkeit war zudem eine dicke PVC Plane über das eigentliche Zelt gespannt. Den Weg durch den Wald zum Zelt wiesen durch Solar geladene Gartenleuchten. Streng genommen waren wir also campen, aber eben mit gewissen Vorzügen wie einem richtigen Bett. Ein weiterer Pluspunkt war, dass hier jede Mahlzeit inklusive war. Mir haben es hier besonders die Purpusas angetan.
Purpusas ist ein typisches Gericht in El Salvador. Im Camp durften wir unsere eigenen zubereiten: Angefangen mit einem Teig aus Maismehl formt man eine etwa Pfirsich-große Kugel. Diese klopft man in der Hand platt, sodass man dann mit der Füllung beginnen kann: Bohnenmasse, Käsemasse, Fleischmasse, Spinat, Zwiebeln usw. – was man eben am liebsten in seinem Purpusa haben wollte. Hat man die Füllung eingebracht, klappt man den flachen Teigteller rund um diese Füllung nach oben, verschließt diese so geformte Schale und formt erneut eine Kugel, die man zum Abschluss wieder platt klopft. Auf diese Weise hat man am Ende einen Maisfladen, der auf einer Eisenplatte erhitzt/gegrillt wird, bevor man ihn mit Krautsalat und Tomatensoße isst.
Fast alle aus der Truppe waren von diesem Gericht eher weniger begeistert, da sie den Schlüssel zum Erfolg nicht verstanden: viel Füllung und v.a. viel Käse für den Geschmack – denn sonst ist der Purpusa wirklich trocken. Die meisten aßen so drei bis vier dieser Fladen, ich habe allerdings erst bei 12 aufgehört – und somit laut Hugo einen G Adventures Rekord aufgestellt 😉
Leider kann ich hier nicht viele Bilder hochladen, da diese auf dem zerstörten Handy gefangen sind und ich kein Freund der Cloud war – in Zukunft wird sich das wohl ändern 😉
So haben wir also zwei Nächte in diesem Lager verbracht. Anfangs eher durch Skepsis zurückhaltend fanden es alle ziemlich schnell ziemlich cool, v.a. da die erste Nacht mit heftigem Regen den Zusammenhalt der Gruppe deutlich gestärkt hat.
Die Tagesaktivität war dann natürlich die Erklimmung des Cerro Verde Vulkans. Hierfür muss man einen lokalen Guide anheuern – in unserem Fall waren es die Campbesitzer Rodrigo und Alberto – sowie Geleitschutz durch bewaffnete Polizisten anfordern. Dieser ist kostenfrei, gibt dem Ganzen aber einen komischen Beigeschmack – aber was soll man sagen, wir sind immer noch in El Salvador.
Der Aufstieg war zu Beginn durch Waldwege sehr entspannt. Nach wenigen Metern gab es sogar einen kleinen Aussichtsturm, ehe es dann über alte/getrocknete Lava mal mehr mal weniger Steil den Hang nach oben ging. Hier war es dann auch an der Zeit, Alberto zu erklären, was wir eigentlich meinen, wenn wir Weapon rufen. Er hat das schnell verstanden und Ruckzuck in seinen Sprachgebrauch übernommen – ganz zur Erheiterung Joes und meiner. Da das Wetter ziemlich wechselhaft zwischen klarem Sonnenschein und dichten Nebel wechselte, war der restliche Aufstieg dann auch nicht ganz ohne – hinsichtlich des Verirrungspotentials.
Ich bin trotzdem vorne weg gelaufen und habe dann am Kraterrand auf die anderen gewartet. Schon ein gutes Gefühl, wenn es jeder, auch Hugo, unter teilweise enormer Anstrengung hoch schafft und man dann diese Errungenschaft mit allen teilen kann.
Abseits der offiziellen Wege haben wir dann noch nach ein paar guten Fotospots gesucht und sind schließlich fündig geworden: Hier setzte sich jeder mal auf den Stein und bekam ein Andenken von mir.
Zum Abschluss noch ein Gruppenfoto gemacht ehe es den ganzen Weg wieder runter ging:
Im Lager gab es dann einen kleinen Snack zum Mittagessen, bevor wir zum zweiten Programmpunkt des Tages voranschritten: Sich einmal wie reiche Leute fühlen – am Lago de Coatepeque. Hier hat Rodrigo Freunde seiner Familie gefragt, ob es möglich sein, unsere Gruppe an ihr Haus am See zu bringen. Da wir eine eher kleine Gruppe waren, wurde uns dieses Privileg zu Teil, sodass wir den restlichen Nachmittag in Sonnenschein am privaten Steg den Tag genossen haben. Mit Musik und Bier aus der Kühlbox.
Wie das ganze endete, brauche ich – glaube ich – nicht genauer beschreiben. Nur so viel sei gesagt: noch auf dem Steg wurde die Sitz- in eine Tanzfläche umgewandelt, die Heimfahrt wurde zur Karaokefahrt mit Toto Africa oder Living on a Prayer und die Nacht im Camp brachte Rodrigo dazu, seinen privaten Whiskey und Rum zur Verfügung zu stellen. Mit räumlicher Verwirrung, wo denn eigentlich eines jeden Zelt war, hatte dann jeder irgendwann und viel zu spät (s)einen Schlafplatz gefunden…
8 Uhr morgens. Ready to leave. Das war nicht einfach. Die Legends waren aber trotz Highscore im Getränkekonsum dennoch pünktlich, sodass man ihnen keine Vorwürfe machen konnte 😉
Weiter ging es nach Suchitoto, einer kleinen, schnuckeligen Kolonialstadt. Hier liegt unter der Woche der Hund begraben, doch an den Wochenenden ist die Stadt voll mit v.a. lokalen bzw. einheimischen Touristen. Hier konnte man viel über die Geschichte und den Bürgerkrieg El Salvadors lernen – in bezahlten Touren – oder den Flair auf eigene Faust erkunden und genießen.
So wanderten beispielsweise Alice und ich einfach mal los zu einem nahegelegenen Geheimtip: eine etwas abgelegene und steil zu erklimmende Felsformation: Cascadas Los Tercios. In der Regenzeit prasselt hier ein Wasserfall herunter, als wir dort ankamen war es aber dann eher ein Rinnsal.
- Einen Abend verbrachten Alex, Joe, Alice, Delia, Phillip und ich auf einer Sunset Boat Tour mit Wildlife Birdwatching auf dem angrenzenden manmade Stausee. Das Wasser des Sees war alles andere als klar, nämlich knallgrün. Ebenso das Ufer war durch einen 50 Meter Müllradius umgeben. Dennoch scheint diese riesen Wasserfläche wohl ein Hotspot für Vögel zu sein. Unser Guide erklärte uns zu bestimmt 30 gespotteten Arten und Gattungen Facts, allerdings blieben bei mir nicht mehr als die Bilder hängen.
- Unter Tags konnte man sich in den Gassen ein wenig verlieren – es war einfach schön und ruhig, sodass Schlendern eine richtige Aktivität wurde. Um die Kirche, über die Dächer oder einfach in zufällige Straßen – sowas macht auch mal Spaß!
- An einer unscheinbaren Ecke fanden wir dann eine alte Dame, die Zigarren drehte. Ohne jegliche Englischkenntnisse versuchte sie uns klar zu machen, dass man auch selbst eine Zigarre drehen durfte. Gesagt, getan! Was im Prinzip relativ einfach aussieht, hat dann doch den einen oder anderen Kniff – jedoch hat jeder eine passable Zigarre zu Stande gebracht. Interessant ist hier z.B., dass das Mundstückende mit Limonenfett (o.ä.) verklebt wird. Ich habe diese einmalige Chance genutzt, um für Karsten, einem Kollegen back in Ulm, eine zu drehen, da er ein richtiger Kenner ist und dieses Souvenir vermutlich am besten passt.
- Eines weiteren Abends versammelte sich die gesamte Truppe erneut, um Purpusas selbst zuzubereiten. Dieses Mal waren meine allerdings kleine Pizzen, sodass ein Fladen aus meiner Hand zwei bis dreien normalen entsprach. Aber hey: 1.5$ pro Purpusa ungeachtet der Größe – warum dann nicht klotzen statt kleckern? Besonders wurde dieser Purpusaabend aber auch durch eine neue Kombination: Füllung mit Zartbitterschokolade und Käse. Klingt erstmal eklig, schmeckte aber, besonders im Reismehl- statt Maismehlteig ganz gut.
Im Großen und Ganzen war El Salvador also irgendwie eine ganz andere Erfahrung als Costa Rica. Mir jedenfalls hat es dort wesentlich besser gefallen, auch wenn wir diesen Teil bereits ohne Iris oder Tina erkundeten. Für das ganze Land bzw. einen umfassenden Eindruck war die Zeit natürlich deutlich zu kurz, dennoch haben wir mit Rodrigo und Alberto deutlich mehr Local-contact gehabt, ebenso wie mit den Tourguides in Suchitoto. Begriffe wie Weapons, Legends oder Shithole wurden geprägt sowie tiefere Gesprächsthemen auf der Dachterasse bei rund um wütenden Blitzgewittern.
Nur zu empfehlen!