Whitsundays mit der Wings

Noch bei Ankunft in Airlie Beach war völlig unklar, ob die Segeltour mit der Wings II zu den Whitsundays stattfindet oder nicht. Grund dafür waren Berichte über jegliche an den Vortagen gecancellte bzw. zwar begonnene, dann aber wegen kritischen Winden vom Skippern wieder abgebrochene Touren. Über zukünftige hielten sich die Mitarbeiterinnen in den Telefoncentern auch mehr als bedeckt, da man das Wetter ja nicht vorhersagen könne.

Hilft also nichts. Erstmal aus dem Bus raus und bei dankenswerterweise regenfreier Nacht zum Hostel Nomads vorkämpfen. Hier traf ich zB. Elias und Joshi aus Magnetic Island wieder deren Tour auch abgesagt wurde, sowie Rahel, die ihre wegen einer Rippenprellung gar nicht erst antrat. Im Zimmer hatten zwei Londoner Girls dann eine ganz eigene Einstellung: da sie dachten, die Tour und Fotos bei grauem Himmel sei gar nicht zu genießen, wünschten sie sich sogar, dass die Fahrt abgesagt wird und sie eine Erstattung erhielten. Interessant…

Doch aller Unsicherheit und schlechten Vorhersagen entgegengesetzt zeigte sich die Sonne am nächsten Morgen von ihrer besten Seite. Ihr könnt auch gar nicht vorstellen, wie happy ich war. Da konnten einen die grauen Wolken am Horizont auch nichts mehr an. Also ab die Post: aus dem Hostel auschecken, im Wings Office einchecken, das Großgepäck absperren, Bier kaufen, zum Pier laufen und das Abenteuer beginnen.

Hier war meine erste Bekanntschaft von einer besonderen Geschichte begleitet: Viraj aus UK fragte mich, als ich mich mit Alex vorstellte, ob ich das sei: hier zeigte er mir einen Screenshot eines Facebookposts von mir, den ihm ein Freund geschickt hat und in dem in einer Backpackergruppe gefragt habe, wer von den Wings Teilnehmern BYO (Bring Your Own) Alkohol teilen will. Als ob diese lustige Verbindung nicht schon genug wäre, sollten wir zukünftig auch das große Saloon Bett teilen.

Nach und nach kamen also gute 25 weitere Passagiere an und bildeten einen kunterbunten Haufen aus Schweden, Kanada Spanien, Holland, Deutschland sowie England und Südamerika. Pünktlich um 12 kam dann das erste Crewmitglied Duke und führte uns zum Boot:

An Board stellte Kapitän Chris sich und die Crew Lydia und Duke vor. Zudem gab es eine Sicherheitseinweisung. Nach einer kleinen Stärkung in Form von Pizza ging es dann auch schon los: Segel wurden gesetzt, das Abenteuer konnte beginnen!

Die Quartiere wurden dann von Lydia und Duke anhand der Buchungen verteilt. In den Katakomben des Bootes schachtelten sich Einzel- sowie Doppelbetten. Alle bis auf vier – u.a. auch V und mir – erhielten so ihr kleines privates Reich. Doch unsere Betten waren im Saloon: dort, wo tagsüber gegessen und gefeiert wird, werden Nachts die Tische um die Hälfte herabgelassen, sodass die dann daraufgelegte Matratze die 2 größten Betten den Schiffs kreierten – Jackpot! Und das auch noch 50$ günstiger 😉

Das Programm für die kommenden Tage war dann relativ einfach zu überschauen: nach mal längeren, mal kürzeren Segelfahrten erreichten wir schöne Schnorchelbuchten, in denen wir dann in Wasser konnten.

Dazwischen standen Snacks und mega leckere Hauptgerichte an sowie nach der letzten Schnorcheleinheit dann auch der im Bootskühlhaus eisgekühlte mitgebrachte Alkohol. Bier und Wein, so ists fein oder wie der Captain sagte:

It is Beer’o’clock!

Das Wetter spielte zudem auch gut mit. Durch abwechslungsreiche Witterung gab es stets genug Sonne zum bräunen, aber meist auch genug Wolken und teilweise Regenschauer für heiß ersehnte Abkühlugen. Denn bei nur einer Stunde Mittagssonne war das weiß gestrichene Sonnendeck barfuß kaum zu begehen.

Einmal jedoch mussten wir durch einen Ministurm. Die Wellen schlugen hier dann doch höher, der Wind pfiff deutlich und der Regen prasselte nicht schlecht. Wo alle anderen mehr oder weniger Seekrank sich ins Innere verzogen, hielten Andrea aus Italien, die Schwedin Elena sowie ich die Stellung am Bug. Hier waren zwei kleine „Aussichtspunkte“. Selten habe ich eine so spannende Schiffsfahrt erlebt wie diese vorne zwischen Gischt und Regen sitzend. In ruhigeren Gewässern angekommen konnte man sich dann auch um ein Bild dessen kümmern:

Doch das eigentliche Highlight unserer Reise stand schon von Anfang an fest: der White Haven Beach. Der diesen Strand bildende Sand ist einer der weißesten, aber definitiv der feinste der Welt! Zudem werden die kilometerlangen Sandstraßen bei jedem Tidenwechsel neu gebildet. Dieses Naturwunder lockt zahllose Besucher, sodass die australische Regierung den Sand schützen ließ. Sich hier eines Gläschen Sandes als Andenken zu bedienen kann bis zu 30.000$ Strafe kosten. So viel erstmal zu den Fakten.

In der Bucht angekommen und vor Anker brachte uns Chris per Schlauchboot an Land.

Hier starteten wir mit Lydia und Duke den grob 15 Minütigen Aufstieg zu den Aussichtpunkten, wo uns angekommen allen erstmal die Spucke wegblieb: was für ein Anblick:

Doch so richtig in Paradies angekommen waren wir dann erst am eigentlichen Strand selbst. Den mehlartigen Sand zwischen den Zehen spüren, in der Sonne brutzeln und endlose Fotos schießen – dafür hatten wir ein paar Stunden Zeit.

Nach diesen Eindrücken sollte man umso mehr betonen, wieviel Glück wir dann eigentlich hatten: die letzten Tage wurden alle Touren anbgesagt. Dann sind wie in diesem kleinen Zeitfenster des gnädigen Wetters los und hatten perfekte Bedingungen am Highlightstrand, um dann zu erfahren, dass weitere Touren nach uns bereits wieder abgesagt wurden.

Irgendwann ging es dann auch wieder zurück auf die Wings, wo weitere entspannende Segelstunden zu bestreiten waren. Auch hier will ich ein paar Eindrücke teilen:

Langweilig wurde es auf jeden Fall nie. Entweder man genoß einfach die Freiheit, widmete sich dem Tanz auf dem Schnorcheldeck, spiele Karten im Saloon oder bestaunte den Sternenhimmel auf einem der Netze liegend. Umso wehmütiger waren wir alle dann, als der letzte Schnorchelgang beendet und die Segel Richtung Osten nach Airlie gesetzt waren. In den letzten Tagen haben wir die beiden größten Whitsunday Inseln quasi umrundet, viele Gespräche geführt, Witze gerissen sowie Erlebnisse geteilt, sodass die verabschiedenden Worte Lydias im Hafen schon fast rührend gewesen sind:

Aber dann mussten hier endgültig von Board. Jeden noch mal geknuddelt. Adieu.

Den restlichen, vom Wetter vielversprechenende Tag habe ich mit dem Erkunden der Stadt, der Haupttourimeile sowie der Lagune verbracht. Gefallen hat es mir.

Leider brachen dann die einen oder anderen grauen Wolken, störten mit ihren Regentropfen meinen Schlaf in einer Hängematte unter Palmen, sodass ich den Spätnachmittag mit meinem Gepäck wartend im MC Donalds verbrachte – denn um sieben Uhr Abends fuhr der Overnight Greyhoundbus zum nächsten Highlight der Ostküste ab: Rainbow Beach und Fraser Island.

Leider hat diese unkluge, vom Travelagent knapp getaktete Planung die offizielle Abschiedsparty der Wings Truppe unterschlagen. Nur zu gerne hätte ich alle, Crew sowie Passagiere im neuen Rahmen erneut gesehen.

Doch nun heißt es eben:

Adieu Airlie Beach und Whitsundays, adieu Wings!