Fraser Island

Lange gab es nichts von mir hier zu lesen, hauptsächlich deswegen, weil die letzten fünf Tage quasi ausschließlich dem Projekt „Fraser Island“ gewidmet waren: eine vorab gebuchte Tour vom Rainbow Beach aus zur mit über 1800 Quadrarkilometer messenden handyfreien größten Sandinsel der Welt – und das über 3 Tage und 2 Nächte auf der Insel, incl. die je einer Nacht davor und danach im Pippies Beachhouse am Rainbowbeach.

Dieses „Beachhouse“ liegt gleich um die Ecke der Greyhoundbushaltestelle, was die Ankunft nach der langen overnight Busfahrt von Airlie Beach entspannter machte. Gleich lernte ich auch Pascal aus der Schweiz sowie Jutta aus Deutschland kennen. Machte den Start während des verregneten Nachmittags ebenso einfacher. Der spätere Vorabend der Tour war hauptsächlich mit einer verpflichtenden Belehrung „How do drive safely on sand“ des Staates Queensland und einem angenehmen BBQ im Hostel gefüllt. Auch hier hieß es BYO, sodass man bereits jetzt vorahnen konnte, dass die Tour mit dieser Truppe trotz der ungünstigen Wettervorhersage ein Knaller wird!

Am nächsten Morgen ging es auch schon um 6 Uhr los. Wir packten die Toyota Land Cruiser Allrad Jeeps, wurden auf 8 Personen pro Auto verteilt und lernten unseren sympathischen Tourguide Peter aka Stumpy kennen.

Ich war dann also mit 7 Engländern/Iren/Schotten im dritten Fahrzeug unseres Konvois aus insgesamt vier Jeeps. Aber das beste: die Jeeps hatten Funkgeräte installiert, sodass wir auch während der Fahrt miteinander kommunizieren konnten. Meine Idee, die Autos nach NATO Alphabet hierfür durchzunummerieren, fand überraschenderweise guten Anklang, sodass es am Funk schnell hieß:

Team Charlie, it is zero seven one two GMT plus 10, boarding completed, ready for departure!

Team Alpha, copy that.

Charlie heading three four zero degrees north.

Alpha three four zero north, copy that, over and out.

Nach wenigen Minuten Fahrt mussten wir dann auf die Fähre zur Sandinsel warten.

Zeit also für das erste Teamgruppenfoto von Team Charlie (v.l.n.r.: Joey, Helen, Dean, ich, Rob, Fraser, Tricia, Ella)

Auf Fraser angekommen hat man dann doch relativ schnell gemerkt, dass trotz Allrad das Fahren auf Sand doch nochmal was anderes ist. Am Strand herrscht bei Gegenverkehr natürlich wie überall in Australien Linksverkehr, dennoch versucht man meistens in dem Sandbereich zu fahren, der vom vorherigem Tidenstand noch hart ist, aber nicht regelmäßig von Wellen des Meeres erreicht wird, also genau zwischen dem losen und dem schlammigen Sand. Man kommt aber nicht drum rum auch durch den losen Sand zu fahren. Einmal drinnen, schwimmt der Jepp sofort, man muss kontinuierlich korrigieren, um die Spur einigermaßen zu halten und vor allem vorausschauend fahren. Verpasst man es nämlich einmal, vom Gas zu gehen und musd stärker Bremsen, ist die Chance hoch, sich in den Sand einzugraben. Reißt man dann auch noch das Lenkrad in eine Richtung, wären wir nicht die ersten, die einen Jeep zum Überschlag brächten. Erwischt einen allerdings eine Welle, wird das Auto kurzerhand komplett vom Wasser umspült. Bei offenen Fenstern wird auch der Innenraum „gewaschen“, Sicht durcj die Windschutzscheibe ist für ein paar Sekunden gleich null (wie in einer Autowaschanlage) und man läuft Gefahr, dass bei nachlassender Fahrgeschwindigkeit der Jeep weggespült wird. Alle unsere Fahrer haben es aber gut gemeistert, sodass keine Unfälle zu verzeichnen waren, lediglich einen platten Reifen bei Team Bravo 😉

Auch aufzupassen ist auf das eine oder andere Flugzeug, dass den Strand als Start- und Landebahn benutzt:

Doch war denn eigentlich das Programm auf der Insel? Einfach gesagt: viel Fahren, meist am Strand, mal in buckeligen Inland Tracks und bestimmte Sehenswürdigkeiten ansteuern, um dort Zeit zu verbringen. Das Wetter war leider sehr wechselhaft, mal Regen, mal Nieseln, mal Sonne, aber egtl. immer bewölkt… Zentrales Lager war unser sehr komfortables Camp in Dundubara, in dem sich dann die Teams Alpha, Bravo, Charlie und Delta gut durchmischten:

Hier teilten sich je zwei Teilnehmer ein Zelt, Schlafsack, Isomatte und Kissen wirden gestellt, das Zelt/die Zelte nochmal extra durch einen Shelter geschützt, warme Duschen, Toiletten, sowie großzügiger Gemeinschaftsraum mit Küche und Sitzgelegenheiten. Der erste Abend hielt von Team Charlie zubereitetes Barbeque bereit, der zweite Team Alphas Bolognese, während die anderen jeweils fleißig den BYO verzehrten und fleißig socializten:

Doch das war natürlich nicht alles. Wie oben bereits erwähnt haben wir vielerlei besondere Orte der Insel erkundet (nicht chronologisch):

McKenzie Lake. Ein Süßwassersee, der mit der Sandfarbe und Klarheit des Wasser dem Whitehaven deutliche Konkurrenz macht. Erfrischendes Schwimmen, Unterwasserhandstände sowie Saltos durch Werfen inclusive. Leider habe ich bisher die sehr erheiternden GoPro Videos nicht erhalten, aber ein paar Schnappschüsse gibt es natürlich trotzdem:

Lake Wappy. Ein weiterer Süßwassersee, der durch eine gute 2km Wanderung ab dem Parkplatz zu erreichen ist. Am Ende dieser senkt sich eine hohe Sanddüne steil zum See hinab. Herunterrennen und ins Wasser springen offiziell verboten, trotzdem gemacht.

Dünen hinter Dubdubara. Vom Camp aus lohnte es sich, den ebenfalls gut 2km langen Wanderweg auf sich zu nehmen, um von der Aussicht über gelbe Sanddünen bis hin zum Ozean verzaubert zu werden. Vermutlich einer der Topspots für eine Sterneschau, nicht allerdings bei der bei uns herrschenden Witterung…

Eli Creek. Ein kleiner Bachlauf, der zum auf einem Schwimmreifen Hinuntertreiben einlädt, oder eben das ganze Team im Regen gegeneinander „Wer hat Angst vom schwarzen Mann“ spielen lässt, das im Englischen Raum übrigens unter „Bulldog“ bekannt ist. Hier brachte uns das unideale Wetter eher mehr zusammen, da man mit Frisbee, Rugby und Volleyball sowie Fangen eben das Beste sowie Lustigste draus gemacht hat 😉

SS Maheno Wrack. Mitten auf der Fahrt nach Norden kommt man auf der Ostküste Frasers an einem Schiffswrack vorbei. Dieses Dampfschiff lief hier auf Grund, nachdem es egtl. schon stillgelegt auf der Rüclfahrt war. Es gab keine Toten, jedoch verfällt das Wrack in enormer Geschwindigkeit – Salzwasser und Regen sei Dank. Wir konnten diese eindrückliche Fotokulisse allerdings noch nutzen:

Indian Head. Einst ein Womensplace der Aborigines sowie als höchster Punkt entöang der Küste ein hervorragender Aussichtspunkt zieht es heute zu Tage viele Touristen eben wegen dieser Aussicht hier hoch.

Mit etwas Glück kann man sogar Haie von der Klippe aus spotten:

Champagne Pools. Ebenfalls sehr beliebt sind diese Salzwassserpools. Felsformationen bilden kleine Schalen, in denen sich das von Wellen angespülte Wasser sammelt. Dieser Mechanismus wurde früher von den Indigenen zum Fischfang ausgenutzt, heute sind diese Pools nur noch Badespaß. Denn hereinprassende Wellen lassen im Poolwasser Blasen aufsteigen, daher dann wohl auch der Name Champagne Pools 😉

Ancient Forests. Ursprünglich als Lunchbrake mit Wraps geplant, gab es hier dann eine kleine Führung von Peter durch die auf Fraser Island besonderen Regenwaldbäume. Behalten habe ich leider nicht allzu viel davon, außer, dass die Szenerie einfach schön war.

Und plötzlich sieht man in Gebüsch diesen kleinen Freund hier:

Das alles sind tatsächlich nur Eindrücke, denn die Atmossphäre und den Flair vor Ort kann man wohl nicht in einen Blogbeitrag einfangen. Die Jeep Fahrten, die Inside Jokes, die Christmassongs im Auto, die Nahtoderfahrungen, wenn der Toyota doch mal ausbrach, die Nächte und Morgenstunden am Strand, der Weckruf von Jamie:

Wakey Wakey! We got an island to explore! Hand off cock, into the socks!

Kings Cup mit Liv (Dänisch für Leben), Anna, Chrstine, Ida und Julie (die Standardregeln killen jeden!) Flugzeugkapitänsimitationen am Funk, der Kampf um den dritten Wrap, Goon (billigster Wein aus der Alutüte) und Bier aus den Iceboxen und vieles mehr machten diesen Trip einfach genial!

Ganz besonders dazu beigetragen hat aber – und da besteht allgemeiner Konsens – Peter „Stumpy“ Alpha-Alpha. Mit seiner immer positven und lässigen Art aber zugleich seinem Wissen über die Insel und deren Drumrum hat er uns immer in neue Stimmungshochs versetzen können 😉

Doch auch diese Zeit ging vorbei. In Rainbow Beach angekommen stellten wir die Jeeps nach ca. 300km Fahrstrecke beim Mechaniker ab, feierten noch einen letzten Abend zusammen bei Speis und Trank im Regen und schwelgten in Erinnerungen. Wehmütige Verabschiedungen, mögliche gemeinsame Pläne bei Fahrten in den Norden oder Süden sowie Wiedersehensversprechen in Kopenhagen oder Sydney waren hier natürlich nicht zu missen.

Und natürlich war allen klar: Team Charlie is the best 🙂