Nachdem der neunte Tag unserer Reise ausschließlich in Alice Springs verbracht wurde, leitete Tag Zehn den Trip nach Uluru ein:
Ich habe die Nacht in einer YHA verbracht während die anderen Beiden auf eine außerhalb gelegene Campsite gefahren sind. Mein Hauptbeweggrund war, früh aufstehen zu können und nochmal durch die Stadt zu streifen. Das hab ich auch durchgezogen: um 7 gabs Toast mit Pute und Käse zum Frühstück und dann bin ich durch die Straßen gezogen – die Bilder und Erkenntnisse dazu sind allerdings schon im Alice Springs Beitrag 😉 Um 10 war es dann daran am Treffpunkt zu sein. Alle Parteien waren pünktlich, sodass es nach Einkäufen aller Art gen Westen in die MacDonnel Ranges Nationalparks ging. Das Vorankommen hier: rechts irgendwo reinfahren, die dortige Naturbeschaffenheiten erkunden, zurück, weiter nach Westen und wieder nach rechts. Auf diese Weise „klapperten“ wir folgende sehenswerten Regionen ab:
Simpsons Gap: Eine schöne Schlucht ca. 18km von Alice. Man soll wohl schwarzfüßige Rock Wallabies sehen können, wir hatten allerdings kein Glück – und der Wasserstand war so niedrig, dass das „No Swimming“ Schild vor Sand stand 😉
Standley Chasm: Nach einem ca. 20min Marsch 50km westlich von Alice findet man sich durch Cycadeen wandernd vor einer beeindruckenden feuerroten Felsspalte. Die Umgebung läd zum Klettern und „In die Ferne“-Blicken Fotos ein.
Namatijra Drive: Nach langer Fahrt auf dem Laparinta Drive biegen wir rechts auf den Namatijra Drive ab. Ebenfalls sealed road – also normale Straße, aber mit schönen Kurven, Windungen, Erhebungen und Aussichten.
Ellery Creek and Big Hole: 92km von Alice schafft der Ellery Creek ein permanentes Wasserloch, das bist zu 18m tief werden kann. Das Wasser ist sehr kalt, laut Reiseführer, denn für uns war es zu schmutzig, um es badend auszuprobieren. Hier schlugen wir zudem unser Nachtlager auf.
Serpentine Gorge: die erste längere Gravel Road führt nach 5km zu diesen Gorge. An sich nicht mehr so beeindruckend, da die Gaps und Gorges zuvor imposanter waren. Allerdings hat sich der Weg zum Aussichtspunkt mehr als gelohnt: wilde Echsen, schöne Fels- und Steinformationen wie Wege durch selbige, träumerische Aussicht.
View to Mt. Zeil (1330m): mitten auf der Strecke mussten wir für dieses malerische Bild anhalten:
Orniston Gorge & Pound: als Highlight des MacDonnel Parks beschrieben zieht sich die 132km von Alice entfernte Orniston Schlucht durch die Berglandschaft. Hier entschieden wir uns für den knapp 10km langen Rundwanderweg auf und um die Erhebungen. Bei praller Mittagshitze und weit über 30 Grad kein Zuckerschlecken, dennoch wurden wir mit langsam eintreffenden Wolken und Windböen zur Abkühlung entlastet 😉 am Ende stand ein schier endloser Marsch durch das ausgetrocknete Flussbett hin zum Orniston Pouch, einem Wasserloch mit ebenso eikaltem Quellwasser. Hier, bereits durchnässt vom Wanderschweiß mussten wir quasi als Belohnung baden gehen – was für ein Genuß!
Glen Helen Gorge: eine von uns wg. aufziehendem Regen/Sturm nicht explizit besuchte Schlucht. Allerdings haben wir die dortigen Serviceanlagen genutzt: Benzin auffüllen, 10l Frischwasser kaufen, ne kalte Coke, Straßenerlaubnis für den kommenden Tag holen und weiterdüsen.
Redbank Gorge: ein malerischer, der eigentlichen Gorge vorgelagerter Campingplatz sollte das Lager für die zweite Nacht werden. Eine schöne Aussicht auf die Schlucht, auf der einen Seite Sonne, auf der anderen Sturm, Warnungen vor Dingos und Chickenburger leiteten einen beruhigenden Abend ein. Der nächste Morgen allerdings war ernüchternd: der gesamt-bewölkte Himmel und Niselregeln begrüßten uns. Dennoch gönnten wir uns eine kurze Ausfahrt zum egtl. Redbank Gorge, bevor es dann weiter Richtung Kings Canyon ging.
Mereenie Loop: irgendwann mussten wir auf den Permitpflichtigen Mereenie Drive abbiegen. 6$ pro Auto für drei Tage Erlaubnis sind da ok. Die Straße allerings ist nur an den Floodways geteert, sonst nur roter Staub und Schotter. Hierfür haben wir auch mehr Zeit als regulär eingeplant, da ja nach Regenfällen bei der Straße mit unpassierbaren Stellen, mit Wasserquerungen, mit Sandabrutschen oder ähnl. zu rechnen ist. Zu unserem Glück war alles easy, sogar ganz frisch geglättet, sodass die 70km/h mit Full Suspension richtig Bock gemacht haben. Leider mussten wir aber wg. des Regens, des hässlichen Himmels und des fehlenden roten Staubs hintee unserem Jeep auf die malerische Drohnen-Folgeaufnahme verzichten – ganz zum Unmut von Chris und mir…
Gosse Bluff: auf dem Weg zum Kings Canyon kommt man an einer unscheinbar ausgeschilderten, ausschließlich mit 4WD Autos zuerreichenden religiösen Stätte vorbei: eine riesige kreisrunde Felsformation, wie eine Schüssel, die anscheinend einen über 140 Millionen Jahre alten Meteorkrater zu sein scheint.
Ginty’s Lookout: als Camp mit schöner Aussicht zwischen zwei Serpentinenstraßen wählten wir Ginty’s Lookout – knappe 20km vom Kings Canyon entfernt. Da wir die Fahrt auf dem Mereenie Loop sicherheitshalber überschätzt haben, und das Wetter nicht zu weiteren Spaßstops einlud, trafen wir hier bereits um 3 Uhr ein. Dh. Lager aufschlagen, Thunfischwraps essen und die nächsten Tage planen. Wir versuchen den Sonnenaufgang von unserem Camp anzusehen, um dann zeitig zum Canyon zu düsen – dort wollen wir, in voller Hoffnung auf gutes Wetter, den großen Rundweg vor der Ankunft aller Touribusse begonnen und vor der Mittagshitze beendet haben. Vielleicht joinen sogar die beiden Israelis, die auch hier campen (erste Menschen seit Tagen) und mit denen wir den Abend verbrachten.
Kings Canyon im Watarka Nationalpark: Leider war uns auch an diesem Morgen die Wetterfee nicht freundlich gesinnt, sodass wir dank Wolkenbedecktem Firmament den Sonnenaufgang nicht bewundern konnten und unsere Laune wegen des Nieselregens nicht ganz so gut war wie sonst. Trotzdem: um punkt 7 zündete der 3.5l V6 die erste Ladung Benzin und wir fuhren Richtung Kings Canyon. Oz und Eden aus Israel waren auch dabei! Angekommen war klar: Kings Canyon Rim Walk soll unsere Routr sein, also einfach den blauen Markierungen folgen. Nach einem ziemlich steilen Anstieg führte dieser Rundwanderweg von einer guten Aussicht zu anderen. Insgesamt waren über 7km Geröll und Gestein zu überwinden, was dennoch aufgrund der wirklich atemberaubenden Szenerie seinen Wert hatte. Als dann Oz auf dem „Gipfel“ mit einem Campingkocher frischen Kaffee aufbrühte und wir dazu Ingwerkekse (Spekulatius) schnabbulierten, die Drohne trotz starker Böhen schöne Bilder produzierte, war der Tag mehr als gerettet. Außerdem war es mal interessant zu hören, dass Oz nicht den klassischen Oachkatzlschwoaf auf Lager hatte, sondern Pinkelpause und Nicht hasten, schlendern 😉
Uluru (Ayers Rock) gleichnamigen NP: Noch am selbem Tag, nach den knapp 3h Wandern um den Kings Canyon ging es die guten 250km südwestlich zum Uluru. Auf dem Weg dachten wir erst, wir sähen ihn bereits, doch da sind wir wohl dem Mt. Conner auf den Leim gegangen:
Nach guten 100km kamen wir dann an. Etwas außerhalb vom egtl. Nationalpark liegt das Touristenstädchen Yulara. Mit Resorts, Cabins, Hubschrauber sowie Kamelrountouren, Faheradverleih, Shuttelbus und gleich 5 Viewpoints sowie einer sauberen, gepflegten, für die Lage preiswerten Campinganlage braucht sich dieses Areal nicht verstecken. Dennoch muss man dann noch über 10km in den egtl. Nationalpark fahren, bei dem man zudem 25$p.P. für ein 3-Day-Ticket löhnen darf. Den ersten Abend am Berg verbrachte ich mit dem Alleinreisenden Waliser Richard, da Chris und Guil am Camp chillen/die Drohne steigen lassen wollten, ich aber für die feuerrote Sonnenuntergangsstimmung im Park sein wollte. In beiden Fällen kamen schöne Bilder bei rum:
Interessant ist vor allem, wie sich die Form des Felsens abhängig von der Betrachtungshimmelsrichtung ändert:
Am nächsten Morgen kamen wir alle nur semigut aus den Federn und entschieden uns folgerichtig gegen den Sonnenaufgang am Ayers Rock. Doch allzu lange schlafen war dann doch nicht drinnen, da ich um 8 Uhr im Park an einer Ranger-geguideten Tour teilnehmen wollte. Die andern beiden haben in der Zwischenzeit den Uluru bestiegen – worauf ich aus religiösen Gründen verzichtet habe: die Indigenen wollen egtl. keinen Touristen auf dem Berg, dennoch wird die Kletterroute nach Befürchtungen ob Tourismuseinbußen final erst Ende 2020 geschlossen.
Der Tourguide James ist indigener Ranger und weihte uns in einer 2h Tour um den Felsen in das eine oder andere Geheimnis der Aborigines ein. Wichtig hier ist, dass diese 10.000 Jahre alte Kultur stets durch Erzählungen, Gesänge und Zeremonien von Generation zu Generation getragen wurde, sodass man heute auf eben diese Quellen angewiesen ist. Die in den 70er Jahren entstandenen Bücher mit für die Aborigines heiligen Inhalten (Wissen über Zeremonien) wurden bspw. in den Folgejahren aus den Bibliotheken entfernt, sodass heutezutage die Ureinwohner selbst bestimmen, was wie westlichen Weißen erfahren (dürfen), und was nicht.
Dennoch gab es viele kleine interessante Details. Zum Beispiel wurden die sog. Teaching Caves mit ihren Wandmalerein bis in die 50er Jahre tatsächlich verwendet. Jede Malerei ist nur von dazugehörigen Lehrer und Schüler zu verstehen und heute leider sehr verwaschen, da die Touristen der damaligen Zeit clevererweise Wasser darüber leerten, um den Kontrast auf den SW Fotos zu erhöhen… dass man damit die verwendete Farbe vielleicht abwaschen könnte, kam da wohl niemanden in den Sinn. Ebenso interessant war der Einblick in das Leben der „antiken“ Aborigines: wandern von Wasserquelle zu Wasserquelle, die Art und Weise wie Känguru zubereitet wurde oder die Tatsache, dass aus Platzmangel alle Werkzeuge stets zurückgelassen und am neuen Lagerplatz erneut gecraftet wurden – oder die Zählweise der Ansässigen:
Eins, zwei, drei, viele.
Den Rest des über 36 Grad warmen Tages verbrachten wir in einer kleinen Umrundung des Felsen im Jeep, relaxten im Camp und erkundeten Abends The Olgas und einen weiteren Sunsetpoint. Hier bspw. Uluru und im Hintergrund the Olgas:
Die szenische Wanderung Valley of the Wind bei den Olgas war wie der Auftieg zum Uluru temperaturbedingt nachmittags leider geschlossen… und klar: Abendessen war an beiden Tagen Känguruburger ♡
Kata Tjuta/The Olgas: Pünktlich um 8 fuhren wir die groben 40km zu den Kata Tjuta Felsformationen. Ein kleiner Aussichtspunkt auf dem Weg namens Dune Viewing bereitete einen kleinen Vorgeschmack:
Wir hatten Glück: es war sonnig mit über 36 Grad, aber dennoch in regelmäßigen Abständen bewölkt, sodass der geplante Valley of the Winds Loop mit ihren 8km Distanz ein Kinderspiel war – für uns 😉 zudem trägt die Valley of the Winds ihren Namen zurecht: quasi überall, besonders aber in der Hauptschlucht, ziehts ordentlich – sogar so stark, dass der erste Drohnenflug in einem Strauch endete 😉
die etwas über 2h Wanderung waren es aber auf alle Fälle wert. Irgnedwie war es beeindruckend, so nah an sich links und rechts von einem steil erhebenden roten Felsen umher zu wandern. Für genau soetwas wandert man eben – Eindrücke, die man erlebt haben muss. Dennoch versuche ich mit ein paar Bildern ein wenig dieser Stimmung zu transportieren:
Nach diesem Morgensport des 15. Tages ging es nochmal zurück ins Camp, duschen, dann straight Richtung Alice Springs. 450km to go – dachte ich. Doch bei vorangeschrittener Zeit, etlicher vor uns liegender Strecke disponierten wir um: nochmal ne Nacht hier, am Pool chillen etc. pp. und dann morgen in Höchstfrüh auf nach Alice.
Der erneute Versuch, die untergehende Sonne und Uluru auf ein Bild zu bringen, gelang nur Chris mit seiner GoPro im SuperView. Allerdings entpuppten sich die anfangs von uns als dramatisch-interessant empfundenen Wolken als Gewitterwolken inklusive Sandsturm – auch eine spannende Erfahrung 😉 die Tourgäste der Sunsettour taten mir allerdings ein bisschen Leid, als die erste starke Böhe den Tisch mitsamt allen Essens und Trinkens abgeräumt hat… wir hatten Spaß: