Eine geniale Idee: etwas der Strecke von Süd nach Nord selbst zurücklegen. Nur wohin mit dem Gepäck? Kein Problem: die Company Motorvia bietet an, ein Motorrad oder Scooter an Punkt A anzumieten und ihn an Punkt B wieder abzugeben sowie den großen Rucksack separat an Punkt B zu liefern. Als ich das hörte war mir klar: ich düse mit dem Roller von Hoi An nach Hue.
Ich konnte mir keinen besseren Tag aussuchen, da auf der gesamten Strecke von ca. 160km und Fahrtdauer von 7 bis 16 Uhr reger Sonnenschein vorherrschte!
Die Stunden kriegt man natürlich nicht nur durch die reine Fahrtzeit voll, sondern durch mehrere Zwischenstopps. Ich hab mich dazu entschieden, die Strände auf dem Weg getrost zu ignorieren (ich bin irgendwie kein Strandtyp) und dafür die anderen Stops sowie Sehenswürdigkeiten in Hue intensiver zu besichtigen. Insgesamt gab es neben vielen kleinen namenlosen Eindrücken folgende Sights:
- Marmorberge in DaNang
- Dragon Bridge in DaNang
- Hai Van Pass zwischen DaNang und Hue
- Elefant Springs and Waterfalls auf der Route nach Hue
- Grab von Khai Din in Hue
- Alte Kaiserstadt in Hue
Im Folgenden werde ich die einzelnen Punkte noch einmal genauer beschreiben und mit hoffentlich schönen Fotos unterstreichen:
Mitten in der Stadt DaNang erheben sich drei Spitze Berge, die denen der bekannten Ha Long Bucht ähneln. Am Fuße werden unzählige Werke der Steinmetze angeboten – falls jemand also tonnenschwere und meterhohe Buddhastatuen kaufen will: here it is! Ein Berg ist gespickt mit Pagoden und Tempel sowie kleineren Höhlen, die gute Fotomotive für Begeisterte abgeben.
Die Dragon Bridge ist eine der Hauptverkehrsbrücken in DaNang und trägt ihren Namen aufgrund der drachenartigen Trägergestaltung. Jedes Wochenende spuckt der Drache Feuer, was sich wohl in besonderer Beleuchtung oder Pyrotechnik äußert. Gesehen habe ich es leider nicht.
Der Hai Van Pass ist eine gut ausgebaute Serpentinenstraße zu einer ehemaligen Grenzbefestigungsanlage und wieder herunter. Verschiedenste Aussichtspunkte laden zum stoppen ein, dennoch macht der Pass am meisten Spaß, wenn man sein Scooter am Limit durch die kurven peitscht und gerade so die Grenze zwischen Grip und Drift austestet. Das war ein durchaus geiles Erlebnis, Adrenalinrausch – und das mit nur 70km/h. Wichtigstes Tool hier: die Hupe!
Elefant Springs und Waterfalls sind von einer vorgelagerten christl. Kirche und Friedhof über sehr unwegsames Gelände zu erreichen. Angekommen findet man sich in einer Art Erholungsoase, in der Einheimische wie Touristen in mehreren natürlichen Wasserpools entspannen, sich die kleinen Wasserfälle herunter treiben lassen und in Hängematten in den rund herum errichteten Holzhütten entspannen. Das obligatorische Insta-Bild auf dem Namens-gebenden Felsen habe ich mir allerdings gespart.
Nach ewigem Drive über den Highway AH1 ist dann auch das Grab von Khai Din erreicht. Schon von der Ferne lockt das am Südhang errichtete prunkvolle Bauwerk im Stil einer europäischen Festung im Abendrot. Vor Ort entpuppt sich das ganze als äußert gepflegtes und fotogenes Areal zu Ehren des 12ten Herrschers der Ngyuen Dynastie Anfang des 20. Jhdt. Die hier erhobenen 100.000 Dong Eintritt sind dann durchaus berechtigt, auch wenn man sich nicht länger als eine Stunde aufhalten wird.
Auf direktem schnurstracksgeradeausigem Weg geht es in die Innenstadt von Hue. Hier habe ich sofort gemerkt, dass ein halber Tag dieser Stadt nicht gerecht wird. Überall kleine Parks mit Skulpturen, Museen, architektonisch interessanten Gebäuden und natürlich der hinreißend altertümlichen Kaiserstadt innerhalb der Zitadelle. Teils restaurierte, teils original belassene Bauten erzählen hunderte Jahre der vietnamesischen Geschichte – in SW-Fotografien sowie Text. Ein schöner Ort, zur Abendstunde auch ruhig, sodass man ihn eigentlich nicht mehr verlassen will.
Das musste ich aber, um zügig mein Zweirad abzugeben, dort den Straßenschmutz der letzten Stunden von mir zu waschen und nach einem letzten Banh Mi in den 12h Bus nach Ha Noi zu steigen.
Dennoch: der Tag, vor allem das völlig freie Fahren/Heizen über die Straßen Vietnams hat so Bock gemacht, dass ich schon jetzt weiß, dass ich zurückkomme und nur noch dieses Transportmittel verwende 😉